Vertrauen schaffen

Presseartikel

der gemeinderat 05/2012 – Anwohner geplanter Erneuerbare-Energien-Anlagen werden nicht selten zu deren Gegnern. Hier kann Konfliktmanagement helfen, Blockaden zu verhindern.

Die einen haben eine ldee, einen Plan, und damit meist auch eine Gewinnerzielungsabsicht: Sie wollen das Wertschöpfungspotenzial der erneuerbaren Energien nutzen und Windparks, Sonnenkraftwerke oder Biogasanlagen errichten. Andere sind skeptisch. Manchmal ,,nur” gegen die Technik, häufig jedoch als direkt oder zumindest indirekt Betroffene, als Anwohner einer geplanten Anlage. Manche der Skeptiker warten ab, andere gehen in die offene Konfrontation. Widerstand entsteht.

Damit sinnvolle Projekte nicht scheitern, gilt es diesen Widerstand aufzunehmen, ernst zu nehmen und einen Konsens anzustreben. Ziel ist, Betroffene zu Beteiligten zu machen. Die planmäßige Kommunikation und Einbindung möglichst aller Beteiligten ist elementarer Teil jeder Projektplanung, aber auch Führungsaufgabe im laufenden Betrieb der Anlage. Sie bedarf genauso der professionellen Unterstützung wie die technische Planung und Überwachung. Auf was ist dabei zu achten? Einige Hinweise dazu:

Umfassende Information wichtig

Wer ist mittel- oder unmittelbarer Anwohner oder Betroffener? Für wen entstehen Veränderungen? Wer könnte dem Projekt kritisch gegenüberstehen und wer ist Befürworter? Gibt es Schlüsselpersonen, die auf jeden Fall beteiligt werden müssen? lnsbesondere diese Menschen sind mit lnformationen frühzeitig und direkt zu versorgen.

Der Wissensstand und die unterschiedliche Bereitschaft, in die Tiefe der lnformationen vorzudringen, ist von Person zu Person unterschiedlich. Daher sind die lnformationen so aufzubereiten, dass es sowohl schnell verständlich Übersichten, häufig auch bildhaft, als auch exakte Detailinformationen gibt. Es muss klar werden, welche lnformationen, Gutachten, Genehmigungen vorliegen oder wann kommen. Die Vorzüge des Projektes sind darzustellen, die kritischen Punkte offenzulegen. Vertrauen wird erst über die Zeit erarbeitet. Verlieren kann man es dagegen in kurzen Augenblicken.

Neben der Einzelinformation von Personen können öffentliche Veranstaltungen ihren Beitrag leisten. Geeignet sind Tage der offenen Tür und die Bürgerinformation auf dem Bau- beziehungsweise Anlagengelände, ferner lnformationsstände auf anderen öffentlichen Veranstaltungen und lnformationsständer an sonstigen öffentlichen Orten. Es sind dabei auch stets Ansprechpartner zu nennen.

Das direkte Gespräch suchen

Was sind die Bedürfnisse oder Ängste der betroffenen Menschen? Boden-, Wasser- oder Lufverunreinigungen ? Wertverluste am eigenen Grund und Boden? Sorgen vor Gesundheitsbeeinträchtigungen? Beeinträchtigung der Lebensqualität durch vermehrtes Verkehrsaufkommen, Geruchsbelästigung, Lärmstörungen? Wird der Schulweg der Kinder beeinträchtigt oder besteht Angst vor Negativauswirkungen auf den kommunalen Haushalt?

Direkt mit den einzelnen Betroffenen gefuhrte Gespräche und öffentliche Gesprächsrunden bieten die Möglichkeit, von den konkreten Befürchtungen zu erfahren. Den Betroffenen geben sie die Chance, ihre Sorgen zu benennen. Da die Projektplaner und Anlagenbetreiber naturgemäß nicht neutral sind, sollten solche Gespräche durch externe Moderatoren geleitet werden. Neutrale Experten können für eine Sachlichkeit sorgen. Wichtig ist, Meinungen, Bewertungen und Gefühle zuzulassen, sie aber klar von Sachinformationen abzugrenzen.

Beteiligungsmöglichkeiten bieten

Nicht für jedes Problem wird es eine alle zufriedenstellende Lösung geben. Die Anwohner und alle Betroffenen sind zur gemeinsamen Lösungsfindung mit den Projektplanern aufgerufen. Hierfür können moderierte Workshop-Modelle wie das ,,World Café” dienen (siehe unten). So kann und muss jeder Teilnehmer sich mit den unterschiedlichen Einzelthemen auseinandersetzen. Zum Abschluss werden die Ergebnisse der einzelnen Themen gesammelt und können in der Gesamtgruppe reflektiert werden.

Über das World Café lassen sich Lösungswege erarbeiten, keine detaillierte Umsetzungsplanung. Zudem muss im Vorfeld klar sein, was festgelegt und was noch gestaltet werden kann. Erfolg und Zustimmung kann dieses Modell erreichen, wenn die Entscheidungsträger, die zwar nicht an die Ergebnisse gebunden sind, diese jedoch ernst nehmen und in ihre Überlegungen mit einbeziehen.

Die Einbindung der Betroffenen ist ein laufender Prozess und gilt auch für bestehende Anlagen. Wertschätzung füreinander beginnt im Kopf, zeigt sich im Handeln und der Erfolg liegt in der Vermeidung von Blockaden.

Claus-Dieter Piontke

 

World Café

Ein World Cafe ist gedanklich einem Kaffeehaus nachempfunden, in dem die Menschen in den Dialog treten können. Runde Tische sind mit Flip- chart-Blättern als Tischdecke bedeckt. An jedem wird eine zentrale Frage diskutiert, wesentliche Erkenntnisse und Feststellungen werden auf die ,,Tischdecke” geschrieben. Nach vorgegebener Zeit ziehen die Gäste zum nächsten Tisch mit dem nächsten Thema weiter. Am Tisch bleibt nur der jeweilige,,Gastgeber” zurück, der die neuen Gäste in das jeweilige Tischthema einweist und die Diskussion moderiert.

 

veröffentlicht in “der gemeinderat”, Ausgabe 05/2012

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